FRAGEN AN ELMAR BECKER
Das Interview führte Carsten Hardt aus Hamburg – es war ein tolles und informatives Gespräch. Das Interview hat in der neuen Praxis von Elmar Becker in Eutin stattgefunden, in sehr angenehmer Atmosphäre. Hier nun die ersten Fragen an Elmar Becker – viel Spaß beim Lesen.
Haben Sie weitere Fragen, die hier noch nicht gestellt sind, dann senden Sie uns gerne eine Mail mit Ihrer Frage oder Ihren Fragen.
Ich hatte irgendwann eine ganze Menge an Fortbildungen in der Physiotherapie absolviert (übrigens: nachzulesen in meinem Lebenslauf). In den Schulungen und Lehrgängen sprachen sehr viele immer wieder von Osteopathie. Das machte mich neugierig und ich dachte mir: „Das schaue ich mir mal näher an!“ Meine Neugier war auf einmal nicht mehr zu bremsen und: heute bin ich Osteopath!
Ich habe viele Freunde und Bekannte behandelt (diese sollen sich aber nachträglich jetzt bitte nicht als Versuchskaninchen sehen!) und ich habe mich ganz vorsichtig an die Behandlungstechniken rangetastet, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe damals auch in der Physiotherapie schon Techniken aus der Osteopathie angewendet. Dieses Praktizieren hat meinen Horizont geöffnet und mein Denken weit über die Physiotherapie hinaus erweitert, nämlich dass es einen wichtigen Zusammenhang zwischen Körper und Geist gibt.
Ich habe Osteopathie studiert – übrigens vier Jahre lang, mit anschließendem zweijährigem Zusatzstudium im Bereich der Säuglings- und Kinderosteopathie. Innerhalb dieses Studiums ist es üblich, dass man mit und an Studienkolleginnen und -kollegen übt. Da bin ich in der Tat regelmäßig von Kommilitoninnen und Kommilitonen behandelt worden. Das ist auch sehr wichtig, dass man alle Behandlungstechniken auch an sich selbst erfährt.
Meine Patienten, ob jung oder alt, liegen mir am Herzen. Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten und mich ihren Beschwerden zu widmen. Wenn die Behandlungen dann noch erfolgreich sind – was kann es Schöneres geben!?
Menschenkenntnis ist wichtig – überhaupt die Fähigkeit, sich auf Personen und Situationen äußerst fokussiert einstellen zu können. In meinem Bereich kommt noch die Palpation hinzu. Das ist im medizinischen Bereich die Fähigkeit, Funktionen und Dysfunktionen zu erfühlen, zu ertasten und zu erspüren.
Nein, ein spiritueller Mensch muss man nicht unbedingt sein, wenn man in der Osteopathie arbeitet. Es kann aber sein, dass man nach den Erfahrungen mit der Osteopathie spirituell wird oder sich spirituell entwickelt. Bei mir ist es so, dass sich meine Einstellung zum Leben verändert hat, mein Denken über Medizin und Ernährung, über Körper und Geist, hat sich deutlich verändert. Das macht mich auch sicher in der Annahme, dass Osteopathie kein Beruf, sondern eine Lebenseinstellung, eine Lebenshaltung ist.
Eine Behandlungseinheit dauert zwischen 45 und 60 Minuten. Man könnte eine Behandlungseinheit auch verlängern, das macht aber aus zweierlei Hinsicht nicht unbedingt Sinn: zum einen ist es für mich als behandelnder Osteopath eine recht anstrengende und konzentriert Tätigkeit und zum anderen führt die Behandlung zu einer Wirkung, die von der Patientin / vom Patienten auch verarbeitet werden muss. Es könnte sogar sein, dass man den behandelten Körper überfordert – also muss auch bei einer osteopathischen Behandlung alles sehr gut dosiert sein.
Ein zusätzliches Training für meine Hände benötige ich keinesfalls, da ich pro Woche bis zu 40 Patientinnen und Patienten behandle. Da gönne ich meinen Händen in der freien Zeit lieber Ruhe.
Natürlich gab es schon Beschwerden, bei denen ich nicht weiterhelfen konnte. Nur weil ich Frau Müller bei ihren Rückenschmerzen gut helfen konnte, heißt es nicht, dass es bei Herrn Meier genauso gut funktioniert. An dieser Stelle fehlt mir allerdings eine 100%ige Erklärung, warum dies so ist. Der Mensch ist so ein komplexes und gleichzeitig großartiges Wesen. Zum Schluß vielleicht noch ein Gedanke: es gibt meines Erachtens eben doch vieles zwischen Himmel und Erde, was wir nicht verstehen und nicht erklären können.
Radfahren – und da bietet sich Ostholstein ja wunderbar an – alles per Fahrrad zu erkunden, meine Familie natürlich und im Urlaub gehe ich gerne Tauchen. Neuerdings habe ich noch das Disc Golfen für mich entdeckt (Anmerkung der Redaktion: hier wird eine Frisbee-Scheibe in einen Korb geworfen, mehrere Durchgänge mit möglichst wenigen Würfen).
Eigentlich sind wir durch den Patenonkel meiner Frau Anja, Manfred Gubitz, nach Ostholstein gekommen. Er machte uns dieses wunderschöne Fleckchen Erde schmackhaft. Wir haben uns auch gleich in diese Region verliebt und so verbrachten wir unsere Urlaube hier. Dass es irgendwann mal unser Lebensmittelpunkt wird und wir hierher ziehen – das hatten wir uns vor Jahren noch nicht träumen lassen.
Da gab es einige Punkte, aber in erster Linie haben wir, Anja und ich, uns gefragt: „Wie werden unsere beiden Kinder den Umzug verkraften, werden sie sich wohlfühlen, werden sie Heimweh haben, auf welche Schule werden sie gehen usw.?“ Bei mir persönlich drehte sich alles um die Frage nach einer Anstellung oder Partnerschaft als Osteopath oder an den Aufbau einer eigenen Praxis, damit verbunden natürlich die Fragen nach Sicherheit. Viele Fragen haben sich geklärt, vieles hat sich gefunden und es ist in einem solchen Live-Changing-Moment immer die Ungewissheit, die man über einen kürzeren oder längeren Zeitraum durchhalten muss. Das kann manchmal sehr schwierig sein – aber manche Dinge brauchen eben Zeit, bis sie sich ordnen oder nach den gesteckten Plänen entwickeln.
Das schönste war, dass sich unsere ältere Tochter Ella innerhalb von drei Tagen komplett zuhause gefühlt hat, sie war sofort angekommen. Sie hat super-schnell neue Freunde gefunden – das war der Wahnsinn, eine große Überraschung und riesige Freude. Außerdem ist es sehr schön, dass unsere beiden Töchter, Ella und Frieda, hier viel mehr Freiheit genießen. Sie können draußen selbstständig und befreit spielen, was so in unserer alten Heimat nicht möglich gewesen wäre. Und dann ist da noch das Meer, die Ostsee – direkt vor unserer Haustür!
In der Gemeinschaftspraxis in Dieburg war das so, dass man sich ausgetauscht hat, dass man von Erfahrungen berichtet hat. Aber wenn man mit Kollegen unter einem Dach arbeitet, wäre es auch schade, wenn es nicht so wäre. Hier in Ostholstein meinte kürzlich eine Kollegin zu mir, dass sie es begrüßen würde, wenn wir einen „Ostepathen-Stammtisch“ einrichten, um uns zum Beispiel einmal im Monat zu treffen, mit allen Kolleginnen und Kollegen aus der Region.
Das ist ein toller Gedanke, eine schöne Idee, die ich gerne mit ihr zusammen umsetzen würde, denn den Konkurrenz-Gedanken mag ich überhaupt nicht und eigentlich passt dieser doch auch überhaupt nicht zu den Grundsätzen der Osteopathie.